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Archäologie der Medienwirkung
Faszinationstypen von der Antike bis heute
Taschenbuch von Martin Andree
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
III. Geheimnis: Der Reiz des Mysteriösen (S. 156-157)

Uns fesselt keineswegs nur das Ähnliche, und je mehr Hieroglyphe, desto beharrlicher das Deutenwollen.

Das große Geheimnis ist allen offenbart, und bleibt ewig unergründlich.

1. Der Mythos des Geheimnisses: Von Schleiern und Schwellen (Exodus)

Die Programmatik der Ähnlichkeit erzeugt die Faszination einer virtuellen Welt. Ein typischer Exponent der heutigen Mediologie ist das Fernsehen. Seine bewegten Bilder simulieren die Gegenstandswelt und lassen Rezipienten in den Zustand der Illusion verfallen: Sie vergessen für Augenblicke, daß sie es nur mit Bild-Zeichen zu tun haben. Die Suggestionskraft der Bilder ist so stark, daß man die Zuschauer bisweilen beinahe erinnern muß: "Es ist doch nur ein Film."

Genau diese Wirkungsmacht der Bilder wird dann auch oft von der Kulturkritik als Gefahr dargestellt. So ist die diesbezügliche Ablehnung des Fernsehens ein regelrechtes Stereotyp: Die Bild-Zeichen der Filme seien nur oberflächlich, sie lullten den Rezipienten bloß ein. Die Rezeptionsweise der Illusion wird dann auch diskriminiert: Typischerweise sind es (wie schon bei Platon) die Kinder oder die Dummen, die auf die oberflächliche Bilderwelt hereinfallen. Selbstverständlich handelt es sich bei solchen Parolen um Reflexe einer ästhetisch-elitaristischen Auffassung. Sie eignen sich jedoch perfekt, um das Gegenstück zur Rezeptionsweise der Ähnlichkeit herauszuarbeiten. Denn neben der Suggestionskraft virtueller Welten wird ein ganz anderer Faszina tionstyp sichtbar. Im Gegensatz zum ‚flachen' und ‚oberflächlichen' Genuß von Bildern profiliert sich eine Rezeptionsweise, die in die Tiefe des Texts eindringt. Sie ist nicht nach dem Medienkonsum abgeschlossen, sondern aufgrund der Unergründlichkeit des Texts eine unendliche Aufgabe. Sie vollzieht sich nicht in der fraglosen Transparenz bildlicher Welten, sondern liegt immer ein wenig im Dunkel, im Nebel, erweist sich als schwierig. Die Rede ist von der Lektüre des Geheimnisses, dem Komplement zur Lektüre der Ähnlichkeit. Weil Ähnlichkeit und Geheimnis als Faszinationstypen oft in Konkurrenz zueinander stehen, ist die gegenseitige Kritik vorprogrammiert - kein Wunder also, daß der Literat die ‚naive' Illusion der virtuellen Welten ablehnt. Auch in ganz anderen diskursiven Umfeldern tauchen ganz ähnliche Abgrenzungen auf. Schreiten wir auf der Zeitachse um etwa 1600 Jahre zurück, findet sich folgende Passage in Augustinus' De doctrina Christiana (397/426):

da diese [die Heiden] ja von Menschenhand gemachte Bilder für wirkliche Götter hielten, so wurden sie (dem Heiligen Geiste) nicht so nahestehend befunden. [...] Das gebe ich allerdings zu, daß noch tiefer diejenigen Menschen gesunken sind, welche Werke aus Menschenhand für Götter halten [die Heiden], als diejenigen, die wenigstens Werke aus Gotteshand für solche halten [die Juden]. [...] Unter einem Zeichen dient nämlich derjenige, der irgendeiner etwas bezeichnenden Sache dient oder sie verehrt, ohne zu wissen, was sie eigentlich bezeichnet. [...] es [verrät] aber knechtische Schwäche [...], [...] die Zeichen für die durch sie bezeichneten Dinge zu nehmen
III. Geheimnis: Der Reiz des Mysteriösen (S. 156-157)

Uns fesselt keineswegs nur das Ähnliche, und je mehr Hieroglyphe, desto beharrlicher das Deutenwollen.

Das große Geheimnis ist allen offenbart, und bleibt ewig unergründlich.

1. Der Mythos des Geheimnisses: Von Schleiern und Schwellen (Exodus)

Die Programmatik der Ähnlichkeit erzeugt die Faszination einer virtuellen Welt. Ein typischer Exponent der heutigen Mediologie ist das Fernsehen. Seine bewegten Bilder simulieren die Gegenstandswelt und lassen Rezipienten in den Zustand der Illusion verfallen: Sie vergessen für Augenblicke, daß sie es nur mit Bild-Zeichen zu tun haben. Die Suggestionskraft der Bilder ist so stark, daß man die Zuschauer bisweilen beinahe erinnern muß: "Es ist doch nur ein Film."

Genau diese Wirkungsmacht der Bilder wird dann auch oft von der Kulturkritik als Gefahr dargestellt. So ist die diesbezügliche Ablehnung des Fernsehens ein regelrechtes Stereotyp: Die Bild-Zeichen der Filme seien nur oberflächlich, sie lullten den Rezipienten bloß ein. Die Rezeptionsweise der Illusion wird dann auch diskriminiert: Typischerweise sind es (wie schon bei Platon) die Kinder oder die Dummen, die auf die oberflächliche Bilderwelt hereinfallen. Selbstverständlich handelt es sich bei solchen Parolen um Reflexe einer ästhetisch-elitaristischen Auffassung. Sie eignen sich jedoch perfekt, um das Gegenstück zur Rezeptionsweise der Ähnlichkeit herauszuarbeiten. Denn neben der Suggestionskraft virtueller Welten wird ein ganz anderer Faszina tionstyp sichtbar. Im Gegensatz zum ‚flachen' und ‚oberflächlichen' Genuß von Bildern profiliert sich eine Rezeptionsweise, die in die Tiefe des Texts eindringt. Sie ist nicht nach dem Medienkonsum abgeschlossen, sondern aufgrund der Unergründlichkeit des Texts eine unendliche Aufgabe. Sie vollzieht sich nicht in der fraglosen Transparenz bildlicher Welten, sondern liegt immer ein wenig im Dunkel, im Nebel, erweist sich als schwierig. Die Rede ist von der Lektüre des Geheimnisses, dem Komplement zur Lektüre der Ähnlichkeit. Weil Ähnlichkeit und Geheimnis als Faszinationstypen oft in Konkurrenz zueinander stehen, ist die gegenseitige Kritik vorprogrammiert - kein Wunder also, daß der Literat die ‚naive' Illusion der virtuellen Welten ablehnt. Auch in ganz anderen diskursiven Umfeldern tauchen ganz ähnliche Abgrenzungen auf. Schreiten wir auf der Zeitachse um etwa 1600 Jahre zurück, findet sich folgende Passage in Augustinus' De doctrina Christiana (397/426):

da diese [die Heiden] ja von Menschenhand gemachte Bilder für wirkliche Götter hielten, so wurden sie (dem Heiligen Geiste) nicht so nahestehend befunden. [...] Das gebe ich allerdings zu, daß noch tiefer diejenigen Menschen gesunken sind, welche Werke aus Menschenhand für Götter halten [die Heiden], als diejenigen, die wenigstens Werke aus Gotteshand für solche halten [die Juden]. [...] Unter einem Zeichen dient nämlich derjenige, der irgendeiner etwas bezeichnenden Sache dient oder sie verehrt, ohne zu wissen, was sie eigentlich bezeichnet. [...] es [verrät] aber knechtische Schwäche [...], [...] die Zeichen für die durch sie bezeichneten Dinge zu nehmen
Details
Erscheinungsjahr: 2005
Fachbereich: Medienwissenschaften
Genre: Medienwissenschaften
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 598
Inhalt: 598 S.
40 s/w Fotos
ISBN-13: 9783770541607
ISBN-10: 377054160X
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Andree, Martin
brill fink, wilhelm: Brill Fink, Wilhelm
gmbh & co. verlags-kg: GmbH & Co. Verlags-KG
Maße: 234 x 159 x 31 mm
Von/Mit: Martin Andree
Erscheinungsdatum: 23.03.2005
Gewicht: 1,309 kg
preigu-id: 102426202
Details
Erscheinungsjahr: 2005
Fachbereich: Medienwissenschaften
Genre: Medienwissenschaften
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 598
Inhalt: 598 S.
40 s/w Fotos
ISBN-13: 9783770541607
ISBN-10: 377054160X
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Andree, Martin
brill fink, wilhelm: Brill Fink, Wilhelm
gmbh & co. verlags-kg: GmbH & Co. Verlags-KG
Maße: 234 x 159 x 31 mm
Von/Mit: Martin Andree
Erscheinungsdatum: 23.03.2005
Gewicht: 1,309 kg
preigu-id: 102426202
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