Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Am Fuß der Mauer
Widerstand und Gefängnis (1942-1954)
Taschenbuch von Abel Paz
Sprache: Deutsch

19,50 €*

inkl. MwSt.

Versandkostenfrei per Post / DHL

Lieferzeit 1-2 Wochen

Kategorien:
Beschreibung
VorwortBisher habe ich noch nie ein Vorwort zu einem Buch geschrieben. Doch dieses Mal tue ich es, weil mir ein Freund seine Hände um die Kehle legt: wenn ich nicht nachgebe, ersticke ich, und weil mir kein anderer Ausweg bleibt, bin ich hier und schreibe das Vorwort für meinen Freund Ricardo Santany.Ricardo Santany1 lernte ich im Jahre 1942 im Modelo-Gefängnis von Barcelona kennen, und es war an mir, ihm als Schatten, der an seinem Körper klebte, die zehn Jahre zu folgen, die ich von Gefängnis zu Gefängnis durch das franquistische Paradies ging. Wir hatten sogar das Glück, gemeinsam aus der Gefängnisheilanstalt für Tuberkulose-Kranke in Cuellar (Segovia) in die Freiheit entlassen zu werden. Zusammen wurden wir im April 1952 nach Porcuna, ein Dorf bei Jaén, verbannt.Da es uns unmöglich war, in diesem Dorf zu leben, wussten wir uns zu helfen, dass die "Junta de Libertad Vigilada", die Bewährungsstelle, uns einen Umzug nach Barcelona genehmigte, ein Ort, an dem wir dachten, unser Leben als ehemalige Gefangene organisieren zu können, was sich uns ebenfalls als unmöglich erwies, und so mussten wir einen Beschluss fassen: Abstand zwischen uns und dem Franquismus zu gewinnen. Doch mein Freund antwortete, dickköpfig wie er ist, als ich ihm vorschlug, nach Frankreich ins Exil zu gehen, da er aus dem Nichts gekommen sei, würde er sich wieder ins Nichts auflösen. Ich ließ ihn zurück und ging ins Exil. Es war das Jahr 1954 und seitdem habe ich bis heute nichts mehr von meinem Freund Ricardo Santany gehört. Oft habe ich an ihn gedacht (wie könnte man auch einen Freund vergessen, der einem wie ein Schatten gewesen ist?), doch ich bekam von ihm direkt nicht das geringste Lebenszeichen. Indirekt erfuhr ich, dass er im Jahr 1956 verurteilt worden war, Urheber des Aufbaus einer klandestinen Druckerei in Barcelona zu sein, in der die Zeitungen "Solidaridad Obrera"2 und "CNT"3 gedruckt wurden. Doch sonst nichts von ihm. Ich dachte, er wäre gestorben. Aber so war es nicht. Hier steht er vor mir, quicklebendig und putzmunter. Sein Besuch verpasste mir einen Stromschlag. Die ganze Vergangenheit wurde wieder präsent.Hier ist er, er sitzt mit mir am selben Tisch mit seiner ewigen Zigarette zwischen den Lippen und dem Glas Wein bei der Hand. Er starrt mich an. Auf dem Tisch liegt ein umfangreiches, in Zeitungspapier eingewickeltes Paket. Er sieht mich weiter ironisch an und sagt schließlich:"Was hast du denn geglaubt? Dass ich tot bin? Du wusstest doch zur Genüge, dass ich nicht hätte sterben können, ohne dass du es mitbekommen hättest. Wir sind Zwillingsbrüder, soweit der eine auch weg wäre, würde der andere doch den tödlichen Schlag ebenfalls mitbekommen...""Aber, verdammt noch mal! Warum hast du denn bisher nichts von dir hören lassen?"Er sieht mich immer noch genauso an, mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. Ich halte seinen Blick nicht aus, denn er gleicht so sehr dem meinen, dass ich glaube, mich selbst zu sehen. Wenn man immer sich selbst sieht, macht einen das wütend. Und so fühle ich mich auch, wütend. Er antwortet mir:"Ich habe mich im Nebel aufgelöst. Ich bin in den Untergrund der Nichtexistenz abgetaucht. Ha! Ha! Du weißt nicht, wie gut man in der Nichtexistenz lebt. Wenn man existiert, ohne zu existieren, kann einem niemand die Hand auf die Schulter legen. Verstehst du? Dank dieser Situation konnte ich 1954 eine klandestine Druckerei aufbauen, und als die Polizei sie 1956 entdeckte, zack!, schlüpfte ich ihnen durch die Finger. Ich bin immateriell. Ich existiere nicht; und doch gibt es mich. Seitdem wir uns 1954 getrennt haben, war mein Kampf der Kampf des Geistes gegen die Materie."Nervös hörte ich mir seinen Sermon an, denn alles, was er mir erzählte, stimmte natürlich; mein Freund war ein Gespenst. Doch trotz allem war er hier, sah mich ironisch an, mit seiner Zigarette, dieses Mal zwischen den Fingern, und an seinen Lippen das Glas Wein, das er Schluck für Schluck leerte, und das auch noch elegant ..."Gut. Und was wi
VorwortBisher habe ich noch nie ein Vorwort zu einem Buch geschrieben. Doch dieses Mal tue ich es, weil mir ein Freund seine Hände um die Kehle legt: wenn ich nicht nachgebe, ersticke ich, und weil mir kein anderer Ausweg bleibt, bin ich hier und schreibe das Vorwort für meinen Freund Ricardo Santany.Ricardo Santany1 lernte ich im Jahre 1942 im Modelo-Gefängnis von Barcelona kennen, und es war an mir, ihm als Schatten, der an seinem Körper klebte, die zehn Jahre zu folgen, die ich von Gefängnis zu Gefängnis durch das franquistische Paradies ging. Wir hatten sogar das Glück, gemeinsam aus der Gefängnisheilanstalt für Tuberkulose-Kranke in Cuellar (Segovia) in die Freiheit entlassen zu werden. Zusammen wurden wir im April 1952 nach Porcuna, ein Dorf bei Jaén, verbannt.Da es uns unmöglich war, in diesem Dorf zu leben, wussten wir uns zu helfen, dass die "Junta de Libertad Vigilada", die Bewährungsstelle, uns einen Umzug nach Barcelona genehmigte, ein Ort, an dem wir dachten, unser Leben als ehemalige Gefangene organisieren zu können, was sich uns ebenfalls als unmöglich erwies, und so mussten wir einen Beschluss fassen: Abstand zwischen uns und dem Franquismus zu gewinnen. Doch mein Freund antwortete, dickköpfig wie er ist, als ich ihm vorschlug, nach Frankreich ins Exil zu gehen, da er aus dem Nichts gekommen sei, würde er sich wieder ins Nichts auflösen. Ich ließ ihn zurück und ging ins Exil. Es war das Jahr 1954 und seitdem habe ich bis heute nichts mehr von meinem Freund Ricardo Santany gehört. Oft habe ich an ihn gedacht (wie könnte man auch einen Freund vergessen, der einem wie ein Schatten gewesen ist?), doch ich bekam von ihm direkt nicht das geringste Lebenszeichen. Indirekt erfuhr ich, dass er im Jahr 1956 verurteilt worden war, Urheber des Aufbaus einer klandestinen Druckerei in Barcelona zu sein, in der die Zeitungen "Solidaridad Obrera"2 und "CNT"3 gedruckt wurden. Doch sonst nichts von ihm. Ich dachte, er wäre gestorben. Aber so war es nicht. Hier steht er vor mir, quicklebendig und putzmunter. Sein Besuch verpasste mir einen Stromschlag. Die ganze Vergangenheit wurde wieder präsent.Hier ist er, er sitzt mit mir am selben Tisch mit seiner ewigen Zigarette zwischen den Lippen und dem Glas Wein bei der Hand. Er starrt mich an. Auf dem Tisch liegt ein umfangreiches, in Zeitungspapier eingewickeltes Paket. Er sieht mich weiter ironisch an und sagt schließlich:"Was hast du denn geglaubt? Dass ich tot bin? Du wusstest doch zur Genüge, dass ich nicht hätte sterben können, ohne dass du es mitbekommen hättest. Wir sind Zwillingsbrüder, soweit der eine auch weg wäre, würde der andere doch den tödlichen Schlag ebenfalls mitbekommen...""Aber, verdammt noch mal! Warum hast du denn bisher nichts von dir hören lassen?"Er sieht mich immer noch genauso an, mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. Ich halte seinen Blick nicht aus, denn er gleicht so sehr dem meinen, dass ich glaube, mich selbst zu sehen. Wenn man immer sich selbst sieht, macht einen das wütend. Und so fühle ich mich auch, wütend. Er antwortet mir:"Ich habe mich im Nebel aufgelöst. Ich bin in den Untergrund der Nichtexistenz abgetaucht. Ha! Ha! Du weißt nicht, wie gut man in der Nichtexistenz lebt. Wenn man existiert, ohne zu existieren, kann einem niemand die Hand auf die Schulter legen. Verstehst du? Dank dieser Situation konnte ich 1954 eine klandestine Druckerei aufbauen, und als die Polizei sie 1956 entdeckte, zack!, schlüpfte ich ihnen durch die Finger. Ich bin immateriell. Ich existiere nicht; und doch gibt es mich. Seitdem wir uns 1954 getrennt haben, war mein Kampf der Kampf des Geistes gegen die Materie."Nervös hörte ich mir seinen Sermon an, denn alles, was er mir erzählte, stimmte natürlich; mein Freund war ein Gespenst. Doch trotz allem war er hier, sah mich ironisch an, mit seiner Zigarette, dieses Mal zwischen den Fingern, und an seinen Lippen das Glas Wein, das er Schluck für Schluck leerte, und das auch noch elegant ..."Gut. Und was wi
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Medium: Taschenbuch
Seiten: 493
Originaltitel: al pie del muro
Inhalt: 493 S.
7 Illustr.
ISBN-13: 9783868410334
ISBN-10: 3868410333
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Paz, Abel
Redaktion: Hohmann, Andreas W.
Herausgeber: Andreas W Hohmann
Übersetzung: Andreas Löhrer
verlag edition av: Verlag Edition AV
dr. andreas w. hohmann: Dr. Andreas W. Hohmann
Maße: 211 x 138 x 41 mm
Von/Mit: Abel Paz
Erscheinungsdatum: 04.05.2010
Gewicht: 0,665 kg
preigu-id: 101162312
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Medium: Taschenbuch
Seiten: 493
Originaltitel: al pie del muro
Inhalt: 493 S.
7 Illustr.
ISBN-13: 9783868410334
ISBN-10: 3868410333
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Paz, Abel
Redaktion: Hohmann, Andreas W.
Herausgeber: Andreas W Hohmann
Übersetzung: Andreas Löhrer
verlag edition av: Verlag Edition AV
dr. andreas w. hohmann: Dr. Andreas W. Hohmann
Maße: 211 x 138 x 41 mm
Von/Mit: Abel Paz
Erscheinungsdatum: 04.05.2010
Gewicht: 0,665 kg
preigu-id: 101162312
Warnhinweis