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Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Affinität wider Willen?
Hannah Arendt, Theodor W. Adorno und die Frankfurter Schule, Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust
Taschenbuch von Fritz Bauer Institut
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Vor einigen Jahren publizierte Elisabeth Young-Bruehl ein kleines Buch bei der Yale University Press, das gleichzeitig eine neue Buchreihe zu aktuellen Themen ankündigen sollte: Why Arendt Matters. Young-Bruehl, eine ehemalige Studentin Hannah Arendts an der New School in New York und Autorin einer eindrucksvollen Arendt-Biografie, reflektiert in Why Arendt Matters über die Wirkung von Arendts Werk. Trotz ihrer Studien zu den "Elementen und Ursprüngen totaler Herrschaft" oder zu "Macht und Gewalt", trotz ihrer Vorträge und Aufsätze über Kant und Lessing, Heidegger und Benjamin sei Arendts Werk, so Young-Bruehl, in der populären Rezeption vor allem auf vier Worte reduzierbar: "Die Banalität des Bösen". Diese Worte erscheinen nur einmal zum Ende ihres Buches Eichmann in Jerusalem, wurden aber von ihrem Verlag als Untertitel gewählt - ein Bericht von der Banalität des Bösen. Nach Young-Bruehl sind sie für viele zu einer Art obszönem Schimpfwort geworden, zu einer Art four-letter word, das die Aktualität des Arendt'schen Denkens und die angemessene Rezeption ihres Werks verstellt.Arendts Formulierung "Banalität des Bösen" löste bereits anlässlich der ersten Publikation der Arbeit im Jahre 1963 einen Skandal aus, der bis heute anzuhalten scheint. So veröffentlichte Bernard Wasserstein am 9. Oktober 2009 einen Artikel im Times Literary Supplement mit dem Titel "Blame the Victim - Hannah Arendt Among the Nazis: the Historian and Her Sources", in dem er sich sowohl auf Arendts Buch zum Eichmann-Prozess wie auch auf Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft bezieht, um zu zeigen, wie sehr Arendts Studien auf Quellen nationalsozialistischer Autoren beruhen. Nach Wasserstein internalisierte Arendt einen Antisemitismus, der schließlich auch ihre Einschätzung von Eichmanns Person und Taten beeinflussen musste. Der Begriff "Die Banalität des Bösen" sollte in diesem Kontext gesehen [...] Rosenbaum veröffentlichte seine Reaktion auf Wassersteins Vorwürfe am 30. Oktober 2009 im Internet-Journal Slate, der Artikel trägt den Titel "Das Böse der Banalität" (The Evil of Banality), und Rosenbaum weist ebenso auf Arendts wissenschaftliche wie private Beziehung zu Martin Heidegger hin, der schon früh in die NSDAP eingetreten war. "Ich hoffe", schreibt er, "dass [Wassersteins] Entdeckungen weiterhin bewirken werden, eine viel zu oft benutzte, falsch und fälschlich gebrauchte pseudointellektuelle Phrase unserer Sprache zu diskreditieren, nämlich: Die Banalität des Bösen. Die Banalität der Banalität des Bösen, nämlich die Leichtsinnigkeit dieses Ausdrucks, war jedem eigentlich schon lange unverständlich, aber vielleicht wird diese Formulierung jetzt endlich auch ganz dem Bereich des Gefährlich-Verräterischen und des Unehrlichen zugeordnet werden."Ich hatte das Sommersemester 2009 gemeinsam mit einer Gruppe von Studierenden am Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main gerade damit verbracht, dem Ausdruck "Banalität des Bösen" die von Rosenbaum beschriebene "Leichtsinnigkeit" zu nehmen und ihn hinsichtlich des Arendt'schen Werkes und seines philosophischen und politischen Kontextes zu untersuchen. Wir hatten Young-Bruehls Feststellung im Seminar also umgekehrt und mithilfe der Formulierung "Banalität des Bösen" die Arendt'schen Interessen und Thesen ihrer politischen Theorie untersucht; der Skandal dieser sogenannten Phrase offenbarte sich - fast im Brecht'schen Sinne - als [...] während das Eichmann-Buch und die dort formulierte "Banalität des Bösen" die bis heute bekannteste Instanz des Arendt'schen Werkes darstellen mögen, hinsichtlich derer sie nun verteidigt oder verurteilt werden soll, so war dies keineswegs der einzige Skandal, den Arendts uvre provozierte. Bereits einige Jahre zuvor gelang es ihr mit einer heute sehr viel weniger beachteten Arbeit, die Grenzen zwischen liberalem und konservativem Denken infrage zu stellen. Es ist ein Skandal, auf den wir in unserem Seminar nicht eingehen konnten.1954 befand der Oberste Ger
Vor einigen Jahren publizierte Elisabeth Young-Bruehl ein kleines Buch bei der Yale University Press, das gleichzeitig eine neue Buchreihe zu aktuellen Themen ankündigen sollte: Why Arendt Matters. Young-Bruehl, eine ehemalige Studentin Hannah Arendts an der New School in New York und Autorin einer eindrucksvollen Arendt-Biografie, reflektiert in Why Arendt Matters über die Wirkung von Arendts Werk. Trotz ihrer Studien zu den "Elementen und Ursprüngen totaler Herrschaft" oder zu "Macht und Gewalt", trotz ihrer Vorträge und Aufsätze über Kant und Lessing, Heidegger und Benjamin sei Arendts Werk, so Young-Bruehl, in der populären Rezeption vor allem auf vier Worte reduzierbar: "Die Banalität des Bösen". Diese Worte erscheinen nur einmal zum Ende ihres Buches Eichmann in Jerusalem, wurden aber von ihrem Verlag als Untertitel gewählt - ein Bericht von der Banalität des Bösen. Nach Young-Bruehl sind sie für viele zu einer Art obszönem Schimpfwort geworden, zu einer Art four-letter word, das die Aktualität des Arendt'schen Denkens und die angemessene Rezeption ihres Werks verstellt.Arendts Formulierung "Banalität des Bösen" löste bereits anlässlich der ersten Publikation der Arbeit im Jahre 1963 einen Skandal aus, der bis heute anzuhalten scheint. So veröffentlichte Bernard Wasserstein am 9. Oktober 2009 einen Artikel im Times Literary Supplement mit dem Titel "Blame the Victim - Hannah Arendt Among the Nazis: the Historian and Her Sources", in dem er sich sowohl auf Arendts Buch zum Eichmann-Prozess wie auch auf Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft bezieht, um zu zeigen, wie sehr Arendts Studien auf Quellen nationalsozialistischer Autoren beruhen. Nach Wasserstein internalisierte Arendt einen Antisemitismus, der schließlich auch ihre Einschätzung von Eichmanns Person und Taten beeinflussen musste. Der Begriff "Die Banalität des Bösen" sollte in diesem Kontext gesehen [...] Rosenbaum veröffentlichte seine Reaktion auf Wassersteins Vorwürfe am 30. Oktober 2009 im Internet-Journal Slate, der Artikel trägt den Titel "Das Böse der Banalität" (The Evil of Banality), und Rosenbaum weist ebenso auf Arendts wissenschaftliche wie private Beziehung zu Martin Heidegger hin, der schon früh in die NSDAP eingetreten war. "Ich hoffe", schreibt er, "dass [Wassersteins] Entdeckungen weiterhin bewirken werden, eine viel zu oft benutzte, falsch und fälschlich gebrauchte pseudointellektuelle Phrase unserer Sprache zu diskreditieren, nämlich: Die Banalität des Bösen. Die Banalität der Banalität des Bösen, nämlich die Leichtsinnigkeit dieses Ausdrucks, war jedem eigentlich schon lange unverständlich, aber vielleicht wird diese Formulierung jetzt endlich auch ganz dem Bereich des Gefährlich-Verräterischen und des Unehrlichen zugeordnet werden."Ich hatte das Sommersemester 2009 gemeinsam mit einer Gruppe von Studierenden am Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main gerade damit verbracht, dem Ausdruck "Banalität des Bösen" die von Rosenbaum beschriebene "Leichtsinnigkeit" zu nehmen und ihn hinsichtlich des Arendt'schen Werkes und seines philosophischen und politischen Kontextes zu untersuchen. Wir hatten Young-Bruehls Feststellung im Seminar also umgekehrt und mithilfe der Formulierung "Banalität des Bösen" die Arendt'schen Interessen und Thesen ihrer politischen Theorie untersucht; der Skandal dieser sogenannten Phrase offenbarte sich - fast im Brecht'schen Sinne - als [...] während das Eichmann-Buch und die dort formulierte "Banalität des Bösen" die bis heute bekannteste Instanz des Arendt'schen Werkes darstellen mögen, hinsichtlich derer sie nun verteidigt oder verurteilt werden soll, so war dies keineswegs der einzige Skandal, den Arendts uvre provozierte. Bereits einige Jahre zuvor gelang es ihr mit einer heute sehr viel weniger beachteten Arbeit, die Grenzen zwischen liberalem und konservativem Denken infrage zu stellen. Es ist ein Skandal, auf den wir in unserem Seminar nicht eingehen konnten.1954 befand der Oberste Ger
Details
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Geschichte
Jahrhundert: 20. Jahrhundert
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 235 S.
ISBN-13: 9783593394909
ISBN-10: 3593394901
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Fritz Bauer Institut
Beiner, Ronald
Boll, Monika
Weissberg, Liliane
Brunkhorst, Hauke
Claussen, Detlev
Lindner, Burkhardt
Nordmann, Ingeborg
Thiem, Annika
Ziege, Eva-Maria
Redaktion: Weissberg, Liliane
Herausgeber: Fritz Bauer Institut/Liliane Weissberg
Auflage: 1/2011
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 140 x 15 mm
Von/Mit: Fritz Bauer Institut
Erscheinungsdatum: 12.09.2011
Gewicht: 0,303 kg
Artikel-ID: 107009088
Details
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Geschichte
Jahrhundert: 20. Jahrhundert
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 235 S.
ISBN-13: 9783593394909
ISBN-10: 3593394901
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Fritz Bauer Institut
Beiner, Ronald
Boll, Monika
Weissberg, Liliane
Brunkhorst, Hauke
Claussen, Detlev
Lindner, Burkhardt
Nordmann, Ingeborg
Thiem, Annika
Ziege, Eva-Maria
Redaktion: Weissberg, Liliane
Herausgeber: Fritz Bauer Institut/Liliane Weissberg
Auflage: 1/2011
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 140 x 15 mm
Von/Mit: Fritz Bauer Institut
Erscheinungsdatum: 12.09.2011
Gewicht: 0,303 kg
Artikel-ID: 107009088
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